30 Jahre Fraueneinrichtung „Oase“ in Gießen

Foto: Stephan Lichtblau vom LWV, Christiane Salzmann: Leiterin der Oase, Carsten Reuter vom LWV und Maike Henningsen: Sprecherin der Geschäftsführung der Mission Leben

Seit 30 Jahren ist sie eine unentbehrliche Anlaufstelle für Frauen in sozialen Notlagen: die Oase in Gießen der diakonischen Trägerin Mission Leben. Zahlreiche Frauen haben in dieser Zeit dort professionelle Hilfe erfahren und konnten für sich neue Perspektiven erarbeiten, um selbstbestimmt und eigenständig zu leben. Im vergangenen Jahr haben hier 220 Frauen Hilfe gesucht, die 11 Plätze in den Wohngruppen waren dauerhaft belegt. „So eine hundertprozentige Auslastung haben wir noch nie erlebt“, sagte Einrichtungsleiterin Christiane Salzmann. Und Maike Henningsen, Geschäftsführerin der gemeinnützigen Trägerin Mission Leben ergänzte: „So bedauerlich es ist - es gibt nach wie vor einen hohen Bedarf an Unterstützung und ich bin froh und stolz, dass unser erfahrenes, kompetentes Team da hilft, wo Hilfe gebraucht wird.“

Das Team der Oase berät und unterstützt bei der Überwindung und Bewältigung besonderer sozialer Schwierigkeiten. Diese gehen oft mit dem (drohenden) Verlust der Wohnung einher. Insbesondere an dieser Stelle greift die Hilfe der Oase. Sie bietet Unterstützung in Form von Beratung und betreutem Wohnen an und hat 11 Plätze im eigenen Wohnheim bzw. in dezentralen Wohnungen. Ein weiterer wichtiger Baustein ist die Notübernachtung. Hier können Frauen in akuter Notsituation ein Bett für die Nacht zur Verfügung gestellt bekommen.

Die Jubiläumsfeier der Oase fand am 2. Mai im kleinen Rahmen statt. Das hat seinen Grund: In der Dammstraße, wo die Einrichtung mit dem Wohnheim ihren Sitz hat, ist nur wenig Platz.

Die Anfänge

Zur Zeit der „Wende“, also 1989/1990, gab es in Gießen und Umgebung einen akuten Mangel an Unterbringungsmöglichkeiten für obdachlose Frauen. Sie wurden vorübergehend in Pensionen untergebracht. Die Frauenbeauftragten des Landkreises Gießen und der Stadt Gießen, Elisabeth Faber und Ursula Passarge, engagierten sich für eine Einrichtung, in der Frauen einen Schutzraum finden und sich neu orientieren und entfalten können.

Die Stadt Gießen stellte der Trägerin Mission Leben, der damals noch Hessischer Landesverein für Innere Mission (HLIM) hieß, das Gebäude des Gartenamts zur Verfügung. Für den nötigen Umbau sorgte eine weitere Einrichtung des HLIM: das Karl-Wagner-Haus in Friedberg, in dem Menschen in sozialen Notlagen Unterstützung erhalten. Im Rahmen eines Beschäftigungsprojekts renovierten sie das Gebäude grundlegend. Bei der Eröffnung der Oase – was nach einer Idee des ersten Betreuungsteams für „Obdach haben – Ausruhen können – Schutz erleben – Etwas Neues entwickeln“ steht – standen für Frauen vier Notbetten, elf Wohnheimplätze und eine Beratungsstelle zur Verfügung.

Inzwischen hat sich die extrem beengte Raumsituation in der Oase etwas entspannt: Der stationäre Bereich in der Dammstraße verfügt über 6 Plätze, in den nahe gelegenen Außenwohngruppen gibt es insgesamt 5 Plätze. Jede Frau hat ein Einzelzimmer, Küche, Bad und Wohnbereich sind jeweils Gemeinschaftsbereiche.

Die Notübernachtung liegt weiterhin in der Dammstraße. Vier Plätze im Betreuten Wohnen werden ebenfalls aus der Dammstraße heraus betreut.

Mehr Frauen mit komplexen Problemlagen

2023 wurden von der Oase rund 220 Frauen betreut oder beraten. Zum Team zählen Sozialarbeiterinnen sowie Mitarbeiterinnen in Verwaltung, Haustechnik und Hauswirtschaft. Dank der Nachtbereitschaften, die durch studentische Nachtwachen abgedeckt werden, sind auch nachts Notfallaufnahmen gewährleistet.

Die Zahl der Klientinnen mit sehr komplexen Problemlagen hat seit einigen Jahren zugenommen. Deren Betreuung ist zeitintensiv, weil oftmals elementare soziale Fähigkeiten vermittelt werden müssen.